Barock, etwa 1660 bis 1770
Barockmöbel sind ausgesprochene
Prunkmöbel, die ganz in der höfischen Tradition der
Repräsentation
stehen. Die Möbel sind immer sehr üppig verziert
und Schränke haben nicht selten riesige
Ausmaße.
Der
Barockstil kann drei Phasen unterteilt werden, den Früh-,Hoch- und den Spätbarock.
Diese Phasen
unterscheiden
sich hauptsächlich hinsichtlich der Art der Ornamentik.
Für den Früh- und
Hochbarock sind noch vergleichsweise strenge und
geordnete Formen typisch, während im Spätbarock
(Rokoko) vornehmlich geschweifte oder gebogene Formen anzutreffen
sind, die weniger symmetrisch
und
wesentlich verspielter sind.
Der Begriff (barocco) stammt aus der portugiesischen Sprache und
bedeutet soviel wie unregelmäßig.
In Deutschland beginnt das Barockzeitalter erst nach dem Ende
des 30jährigen Krieges, etwa um
1660. Die
Zentren der Barockmöbelkunst sind die großen
Residenzen dieser
Zeit, wie Berlin,
Dresden,
Augsburg, Nürnberg, Ulm und auch Frankfurt.
Die Freunde der Barockmöbel benötigen entsprechend
große Wohnräume, denn die Schränke
nehmen teilweise derart große
Ausmaße an,
das sie, wegen der geringen Deckenhöhe in modernen
Gebäuden,
nicht richtig zur Geltung kommen oder gar aufgestellt werden
können. Das Barock löst
mit dem Ende
des 30jährigen Krieges die Spätrenaissance ab. Zwar
blieben die Grundformen
gleich,
jedoch wurden die überladenen dekorativen Elemente zugunsten
von ausladenden und
schwungvollen
Profilen oder Gesimsen reduziert.
Der Barockstil versuchte das Schmuckwerk und konstruktive Elemente in
Einklang zu bringen.
Deshalb wirken Barockmöbel wesentlich ruhiger,
als die der Renaissance. Typische Elemente sind
gedrechselte Säulen an Tischen oder
Stühlen oder sehr große und durchgehende
Säulen an
Schränken. Viele Barockmöbel weisen
ein Nußholzfurnier auf oder haben aufwendige
Einlegearbeiten aus exotischen Hölzern.
Louis-seize (Louis XVI,
Zopfstil), etwa 1760 bis 1790
Dieser Möbelstil markiert den Übergang
von den üppigen und verpielten Formen des Spätbarock
in
den Klassizismus (Empire). Die Formen sind noch immer
verspielt, aber es setzt ein Trend zur
Einfachheit und Natürlichkeit ein, der durch
das ländliche Leben inspiriert wurde. Die Möbel nun
sind
nicht mehr Ornamenten, und Schnörkel
übersäht, denn Zierwerk wird spärlicher
eingesetzt ist nicht
mehr Selbszweck, sondern es dient mehr der formalen
Verbindung. Aus diesem Grund wirken die
Möbel sehr viel ruhiger und ausgeglichener, als
dies im Rokoko der Fall war. Ähnliches gilt für das
Schmuckwerk, wie Beschläge oder Schnitzereien,
die zunehmend wieder durch glatte Flächen mit
Furnier oder durch Marketerie ersetzt werden. Der Stil
geht mit der Regentschaft des französichen
Königs Ludwig XVI (1774 bis 1792) einher und
wird auch als Zopfstil bezeichnet.
Biedermeier
(Vormärz), etwa 1825 bis 1848
Das Biedermeier ist ein Synonym für
bürgerliche Gemütlichkeit. Die Möbel wirken
durch das Fehlen
von üppigen Verzierungen vergleichsweise
schlicht, sind aber meist sehr hochwertig verarbeitet und
strahlen die liebenswürdige
Gemütlichkeit der bürgerlichen Wohnkultur dieser Zeit
aus. Die Tische
sind rund oder oval und stehen häufig auf einem
drei- oder vierteiligem Säulenfuß. Schränke
und
Kommoden sind sehr klar und gradlinig, haben meist
glatte und einfache Flächen, die häufig mit
hochwertigen Wurzelholz furniert sind. In
Süddeutschland wurden für das Furnier zumeist helle
Hölzer verwendet, welche mit schwarzen Einlagen
kontrastiert wurden. In der späten Phase treten
auch wieder geschwungene Formen auf und
Gliederungselemente lockern die Schlichtheit auf.
Der Begriff selbst ist eine leicht spöttelnde Bezeichnung
für die eher geruhsame Haltung des
Bürgertums. Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts
änderte sich diese Haltung jedoch und das
Biedermeier ist seit dem als eine einzigartige
Stilrichtung anerkannt. Kunsthistorisch ist das
Biedermeier dem Klassizismus zuzuordnen, wobei es eine
Schöpfung des Bürgertums darstellt,
denn es weicht mit seinen Formen erheblich von den
höfischen Vorbildern ab, welche bislang meist
auch die bürgerlichen Möbel
geprägt hatten.
Viele Sammler schätzen diese Möbel nicht nur wegen
ihrer heiteren und unaufdringlichen
Gemütlichkeit, sondern auch wegen ihrer
Funktionalität. Es gibt viele kombinierte Möbel,
aufklappbare Tische oder praktische Einbauten, welche
dem begrenzten Wohnraum Rechnung
trugen. Ebenso typisch sind praktische
Kleinmöbel, wie Arbeitstische, Etageren, Regale oder
Schubladenkästen.
Gründerzeit
(Gründerjahre), etwa 1871 bis 1914
Die Möbel aus der Gründerzeit sind
zumeist reich verziert, denn diese Möbel möchten
repräsentativ
wirken. Die typischen Stilelemente sind Säulen,
Kanten, Profilierungen, Reliefe oder Zierknäufe.
Tische und Stühle haben gedrechselte Beine,
welche sich konisch verjüngen. Die Schränke stehen
fast immer auf profilierten
Kugelfüßen.
Der Begriff geht auf die Gründung des deutschen Kaiserreichs
im Jahre 1871 zurück und spiegelt die
allgemeine Stimmung der Bevölkerung wider.
Bedingt durch den zunehmenden Wohlstand, welcher
fast alle Bevölkerungsschichten erreicht hatte,
entstand der Wunsch nach repräsentativen oder sogar
prächtigen Möbeln mit reichen
Verzierungen und vielen Ausschmückungen.
Kunsthistorisch betrachtet gehört die Gründerzeit zum
Historismus und zur Neorenaissance. Eine
Besonderheit des Gründerzeitstils ist die
große Verbreitung innerhalb der gesamten Bevölkerung,
denn keine andere Stilrichtung wurde von der ganzen
Bevölkerung in der Weise getragen, wie dies
bei dem Gründerzeitstil der Fall war. In der
späten Gründerzeit beginnen sich deshalb sogar die
klassischen Unterschiede zwischen bürgerlicher
und ländlicher Wohnkultur zugunsten einer
einheitlichen Kultur aufzulösen.
Aus diesem Grund blieb der Gründerzeitstil auch sehr lange
Zeit der vorherrschende Stil, obschon
um 1890 mit Beginn des Jugendstils und anderer Neostile
bereits wieder
neue Formen aufkommen. Sammler von Gründerzeitmöbeln
dürfen sich deshalb über eine besonders
große Auswahl an Möbeln freuen, denn
kein anderer Stil hat so viele Möbel hervorgebracht, wie dies
in der Gründerzeit der Fall war.
Jugendstil (Art Nouveau,
Sezessionsstil, Veldscher Stil), etwa
1895 bis 1910
Typisch für den Jugendstil sind naturale
Verzierungen mit Vorbildern aus der Pflanzen- und Tierwelt.
Auf Möbeln sind meist florale Muster, wie
Seerosen, Lilien oder Lianen zu finden. Der Jugendstil löste
die überladenen Möbel der 1880er Jahre
zugunsten einfacherer Formen ab. Die Künstler des
Jugendstils empfanden den Historismus als dekadent und
hatten sich aus diesem Grund das Ziel
gesetzt, etwas gänzlich Neues zu schaffen.
Mit dem Jugendstil wurde der schöne Werkstoff wiederentdeckt,
welcher bislang gerne versteckt oder
verhüllt wurde. Ähnliches gilt
für die Qualität der Verarbeitung, bei der nun wieder
mehr Wert auf
solide Handwerkskunst gelegt wurde, als dies bei den
häufig schon industriell gefertigten Möbeln
des Historismus der Fall war.
Der Jugendstil wurde lange Zeit belächelt oder als Kitsch
abgetan, doch zwischenzeitlich wurde die
Bedeutung dieses Stils, der auch als Wegbereiter der
Moderne verstanden werden muss, erkannt.
Art Déco, etwa
1910 bis 1935
Der Art Déco Stil markiert den
Übergang in das moderne Möbeldesgin und dessen
Produktionsverfahren. Aus diesem Grund finden zunehmend
neue Materialien, wie Lack, Metalle,
Leder oder Schildpatt Verwendung. Die Möbel
wirken zumeist sehr mondän und wurden häufig aus
exklusiven Edelhölzern gefertigt. In der
frühen Phase des Art Deco sind die Möbel noch
vielfach mit
sehr feinen Dekoren oder Einlegearbeiten, wie Girlanden
oder jugendstil-ähnlichen Pflanzenmotiven,
verziert. Diese Verzierungen sollten in den 1930er
Jahren zugunsten rein funktionaler Formen
verdrängt werden.
Der Begriff geht auf die Pariser Ausstellung »Exposition des
Arts Décoratifs et Industriels Modernes«
im Jahre 1925 zurück. In Frankreich entstand
auch dieser neue Stil, welcher es sich zum erklärten
Ziel gemacht hatte, den bereits ziemlich ausgereizten
Jugendstil abzulösen.
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